One Battle After Another - Hit oder Flop?

"Viva la Revolution" - Leonardo di Caprio in "One Battle After Another"

In den europäischen Medien wird der Film "One Battle After Another" seit Wochen als bester Film des Jahres und sicherer Oscaranwärter gefeiert. Die Begeisterung der heimischen Medien für den Film hat natürlich auch den Hintergrund dass der Film ein gespaltenes "Amerika" zeigt und sich hervorragend als "Trump-Bashing" eignet. Wenn es darum geht mit dem Finger auf die USA zu zeigen und dabei die Hände über den Kopf zusammen zu schlagen, ist man hierzulande gern dabei. Abgesehen davon, stellt sich die Frage, wie gut ist der Film wirklich. Der Blogmaster hat sich für die werten Leser und Leserinnen (erneut) aufgeopfert und war im Kino. 

Ja, der Film ist gut und darf als modernes Meisterwerk bezeichnet werden! Der Film ist ein hektischer und atemberaubender Ritt, der die Spaltung Amerikas jedoch überzogen darstellt. Leonardo Di Caprio spielt Bob Ferguson. Ein Linksextremist, der mit seiner Gruppe auch Gewalt als Mittel einsetzt. Nach der Geburt seiner Tochter muss er jedoch untertauchen und flüchtet in eine Waldhütte. Dort versteckt er sich mit ihr für 16 Jahre. Während dieser Zeit ist er meisten bekifft und nuckelt an Bierdosen. Die Behörden spüren ihn auf und er muss erneut flüchten, getrennt von seiner Tochter, im Bademantel. Er versucht während seiner chaotischen Flucht seine Tochter zu finden, die auch flüchten konnte. In einer der schönsten Szenen des Films, rennt er wieder mal durch die Gänge eines Wohnblocks verfolgt vom Militär. Dann hält er kurz inne, reißt die Faust hoch und schreit,

"Viva la Revolution",

Und das im Bademantel. Seine Partnerin wiederum, hat sich bereits nach der Geburt der Tochter abgesetzt. Überfordert von der Mutterrolle, möchte sie die Revolution weiter führen. Der Gegenspieler der Beiden heißt Colonel Steven J. Lockjaw und wird von Sean Penn verkörpert. Ein rechtsextremer, rassistischer Militarist, der mit seiner Mimik und seinem hüftsteifen Gang eher lächerlich und clownesk wirkt. Lockjaw ist auch auf der Suche nach Bobs Tochter, jedoch aus anderen Gründen. Beide Figuren sind Parodien der Seiten die sie repräsentieren. Politische Kategorien wie "Links" und "Rechts" verschwimmen zu einer Farse. Spätestens, als die hochschwangere Partnerin von Bob ein Maschinengewehr nur zum Spaß leerscheißt, weiß man dass der Film auch "die Linke" nicht ernst nimmt. Die Revolution frisst ihre Kinder und die Rechten schießen sich währen dessen auch ins Abseits. 

Die hektische und chaotische Jagd von Bob und Lockjar gipfelt in eine Autoverfolgungsjagd, wie sie so wohl noch nie im Kino zu sehen war. Eine gerade Strecke, welche durch ein hügeliges Gebiet führt und somit Verfolger, wie Verfolgte immer wieder verschwimmen lässt. Ein visuelles Meisterstück. Eine weitere Stärke des Films ist das Set-Design und die Ausstattung. Sei es die Szene, in der sich die rechten Verschwörer in einem weitverzweigten Keller treffen, der durch ein Einfamilienhaus erreicht werden kann, oder Leos Waldhütte in der jedes noch so kleine Detail passt. Regisseur Anderson schafft mit seiner Ausstattung eine einehmende und realistische Atmosphäre. Im Kontrast dazu, sorgen Regie und die Schnitte für Dynamik und Tempo. Der 180 Minuten lange Film, wirkt wie ein Sprint und ein Marathon, zugleich. Besonders nach der Flucht von Vater und Tochter bleibt die Spannungskurve bis zum Ende am konstant. 

Das einzige Manko ist wohl, dass der Film keine große Chance hat ein kommerzieller Erfolg zu werden. "One Battle,......." hat das Problem, zwischen allen Stühlen zu sitzen. Für einen Politthriller ist er zu abgedreht, für einen Actionfilm zu komplex und Romantik findet auch nicht statt. Zudem fehlen positive Identifikationsfiguren für das Publikum. Somit gibt es keine klare Zielgruppe, außer Indie-Nerds und Film-Buffs (wie der Autor dieser Zeilen). Am ersten Wochenende hat der Film weltweit knapp 50 Millionen Dollar eingespielt. Klingt gut, reicht jedoch nicht. Aufgrund der ersten Tage darf man mit einem Endresultat zwischen 150 Millionen und bestenfalls 200 Millionen Umsatz an den weltweiten Kinokassen rechnen. Gekostet hat das Werkl jedoch 175 Mille. Dazu kommen noch geschätzte Marketingkosten von 80 bis 100 Millionen Dollar. Der Streifen bräuchte einen weltweiten Kinoumsatz von mindesten 500 Millionen um zumindest ohne Verlust auszusteigen. Oder, um es auf wienerisch zu sagen:

"Des geht si net aus"

Aber wahrscheinlich geht es diesmal nicht (nur) um Geld. Der Film wirkt nämlich auch wie der wiederkehrende Versuch von Regisseur Paul Anderson endlich den Regie-Oscar einzutüten. Das ist durchaus legitim. Anderson gilt seit seinen Filmen "Boogie Nights" von 1997, und "Magnolia" von 1999, neben Quentin Tarantino und "Dune"-Regisseur Denis Villeneuve, als "Das Hollywood-Regietalent", der letzten 30 Jahre. Trotz nachfolgender und exzellenter Filme wie, "There will be blood", "The Master" und "Vice", wartet der Mann immer noch auf seinen Oscar. "One Battle........", soll es wohl richten. Das heurige Film Jahr ist hinsichtlich Oscaranwärtern noch schwach und die Anti-Trump-Stimmung in Hollywood ist leidenschaftlich wie noch nie. Es wird für Paul Anderson nächstes Jahr wohl Preise regnen. Ich prognostiziere: Bester Film, Beste Regie, Bester Haupt (oder Neben) Darsteller für Sean Penn und bestes adaptiertes Drehbuch. Das wird dann wohl auch die Umsätze an den Kinokassen wieder ein bisschen anheben. 

Viva La Hollywood - Viva La Dinero

Andi Bauer


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