Barbenheimer - Der Kinosommer ist pink und nuklear


Barbie-Fans vor dem Filmplakat für Oppenheimer

Wenn man diese Tage über Barbie spricht, muss man auch über Oppenheimer sprechen und über die erstaunlichste und erfolgreichste Marketingkampagne für zwei Kinofilme seit Jahren. Das Kino schwächelt, dass ist kein Geheimnis. Die Streamingdienste ziehen Kunden ab und die vermeintlichen Blockbuster der letzten Monate enttäuschten. Indiana Jones 5, Transformers, Fast and the Furious 10 und sogar Mission Impossible 7, liefen alle unter den Erwartungen und begeisterten mäßig. Die Filme waren nicht schlecht aber auch nicht besonders gut, bis auf Transformers. Der ist wirklich schlecht. Generell scheinen neue Ideen zu fehlen. Die fetten Budgets und eine bekannte Marke reichen   nicht mehr aus um eine Kino-Hit zu landen. Fast X, Inidana Jones und Mission Impossible haben alle über 300 Millionen Dollar gekostet. Viel interessanter jedoch ist die Erfolgsgeschichte der drei bisherigen Hits in diesem Jahr. Die erfolgreichsten Filme 2023 hatten jeweils ca. 100 Millionen Dollar Produktionskosten und sind: Ein Animationsfilm über zwei Klempner, ein Realfilm über eine Puppe und ein drei Stunden langes Drama über eine Nuklearexplosion.

Super Mario Bros startete im Frühjahr und pulverisierte so manchen Rekord. Der witzige und fetzige Film basierend auf dem Nintendo Spieleklassiker begeisterte jung und alt. Für die Kinder war es ein witziger Trickfilm und für die begleitenden Eltern eine nostalgische Reise in die eigene Jugend. Und das ist meisten schön.

Dann kam "Barbenheimer". Zwei Topfilme von konkurrierenden Studios die am selben Tag weltweit starteten. Ein kluger Kopf betrachtete den gleichzeitigen Kinostart von Barbie und Oppenheimer  als Chance und nicht als Krise. "Barbenheimer" wurde zur Devise und Marke. Ein Mash-up der beiden Filme, welche unterschiedlicher nicht sein könnten, ging viral und begeisterte weltweit. Plötzlich entstand der Spinn, dass es nicht um "entweder oder" geht, sondern um "UND". Beide Filme musste man gesehen haben. Am besten hintereinander. Dieser brillante Marketing-Coup bescherte dem Wochenende um den 20.7. eines der erfolgreichsten Kinowochenende überhaupt. Jedenfalls, das erfolgreichste seit Mai 2019, als die "Avengers" zum "Endgame" aufriefen. Über Barbies Erfolg zu schreiben ist mittlerweile müßig, täglich berichten die Medien von neuen Rekorden die gebrochen werden. Es ist nicht mehr auszuschließen dass sich der Film an die 2 Milliarden Dollar Grenze herantastet. Das geht dann Richtung Avengers, Titanic und Avatar. 

Der Film selbst ist ein durchwachsenes Vergnügen. Breit lächelndes Unterhaltungskino, dessen gut gemeinte feministische Botschaft nicht greift. Darüber hinaus ist die Geschichte nicht konsistent und das Verhältnis der "Barbiewelt" mit der "realen Welt" nicht zu Ende gedacht. Will Ferrell als Mattel-CEO (der Barbie-Puppen-Konzern) und der ganze Vorstand sind inkompetente Witzfiguren und natürlich ausschließlich Männer. Dieser absurde Ansatz raubt der vermeintlich echten Welt jegliche Legitimation. Beide Welten sind somit surreale Fantasie. Auch ist die Vernetzung und Kausalität der vermeintlich "realen Welt" mit der "Barbie-Welt" nie schlüssig. Damit verpufft auch jeglicher feministischer Ansatz. Eine Power-Frauen Revolution wird der Film wohl nicht auslösen. Aber was solls, der Film ist ein unschuldiges Vergnügen das Spaß macht und für gute Laune sorgt und die Mädels in pinken Klamotten drängen in die Kinos und zehren die Burschen mit rein. 

Oppenheimer wiederum, ist eine Spur zu lang (typisch Nolan). Eine Spur zu verdreht (auch typisch Nolan), dabei jedoch sauspannend und visuell beeindruckend (auch typisch Nolan). Der Film sollte eigentlich "Atombombe" heißen und nicht Oppenheimer, da es vordergründig um die Entwicklung der Bombe und weniger um den Menschen der dahinter steckt, geht. Abgesehen, davon ein großartiger Streifen der nachwirkt und alle kommerziellen Erwartungen übertroffen hat. 700 Millionen Dollar wurden in den ersten vier Wochen weltweit umgesetzt. Das Studio hat aufgrund des sperrigen Themas auf 300 bis 400 Millionen gehofft. 

Bedenklich sind jedoch die Schlüsse, welche die Bosse der großen Hollywood Studios ziehen. So hat "Warner Bros" anlässlich des Erfolgs von Barbie bereits angekündigt, dass 14 Filme basierend auf Spielzeug geplant sind. Als ob der Barbie Erfolg damit zu tun hätte. Der Erfolg von Barbie hat natürlich mit dem Kultobjekt der Puppe zu tun, aber vielmehr damit, dass es sich um einen "Feel-Good-Movie" handelt, der im Kino die Menschen glücklich macht. Oppenheimer wiederum ist ein sogenanntes "Stand-Alone Movie" (keine Fortsetzung, keine bekannte Marke). Schlicht, eine interessante Geschichte spannend erzählt. Der Erfolg dieser Filme hätte eine sehr einfache Botschaft für Hollywood. Verfilmt interessante Geschichten welche das erwachsene Publikum ernst nehmen und macht "Feel-Good-Movies". Ob diese Filme über eine Puppe sind oder über Lieder einer schwedischen Popband ist nicht entscheidend. Das Publikum will im Kino unterhalten werden. 

Andi Bauer

Ps.

Etwas witziges am Ende. Mittlerweile kann man Cilian Murphy als "Oppenheimer" gemeinsam mit Margot Robbie als "Barbie" auch als Puppen kaufen. Dazu fällt mir jetzt nichts mehr ein.




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