Steven, die Oscars & Harvey Weinstein - Der Skandal den niemand sieht und der Beginn von #metoo

Suchbild: Finden Sie Harvey Weinstein zwischen den Tarantino-Filmen. Foto by Andi Bauer

Steven Spielbergs Film "Die Fabelmans" hat heuer keinen Oscar gewonnen. Es ist die persönliche Geschichte des Regisseurs. Dennoch hat es wieder mal nicht gereicht. Die meisten haben in Erinnerung, dass der Regisseur bereits mehrmals den Oscar gewonnen hat. Wann war es jedoch das letzte Mal.  Sein letzter Sieg bei den Oscars gelang mit dem Film "Der Soldat James Ryan". Dieser Sieg war jedoch nur ein Halber. Der Film war nominiert unter anderem in den Kategorien Bester Film und Beste Regie. Gewonnen hat Spielberg für die beste Regie - zu Recht. Jedoch nicht für den besten Film - zu Unrecht. Sie werden es wahrscheinlich nicht erraten, welcher Film den "Soldat James Ryan" besiegt hat.

"Shakespeare in Love" gewann 1999 den Preis für den besten Film und für die beste Hauptdarstellerin (Gwyneth Palthrow). Dies führte damals für ziemliche Aufregung in Hollywood. Der damalige Miramax Chef Harvey Weinstein (mittlerweile zu einigen Jahrzehnten Gefängnis verurteilt) sorgte für Irritationen, da er eine aggressive Kampagne für den Film betrieb. Diese war begleitet von Bestechungsvorwürfen, Denunziationen gegenüber Mitbewerbern und Einschüchterungen gegenüber der Presse. Weinstein nutzte seine ganze Macht in der Branche um die Oscars zu holen. Zu dieser Zeit war Weinstein in Hollywood dafür bekannt dass, Filme die sein Studio produzierte, die meisten Oscars und Preise holten. Natürlich hatte der Mann bereits damals einen Ruf innerhalb der Branche, hinsichtlich seines Verhaltens gegenüber Schauspielerinnen und Angestellten (vornehmlich weiblich). Die Branche hielt dicht und den Mund. Angestellte wurden eingeschüchtert und Journalisten wurden mit "Exclusiv" Interviews mit den Stars bestochen. 

Und die Stars? Die wollten mit Weinstein arbeiten, weil sie sich Preise erhofften. Seit die Taten Weinsteins an die Öffentlichkeit gekommen sind wirkt Hollywood wie Deutschland und Österreich nach dem zweiten Weltkrieg. Niemand hat nichts gewusst oder gesehen. Auch Quentin Tarantino nicht. Der Starregisseur hat 25 Jahre mit Harvey Weinstein zusammenarbeitet. Dieser produzierte alle Tarantino Filme vom Erstling "Reservoir Dogs" 1992 bis "The Hateful 8" (2015).  Tarantino hat Harvey Weinstein seine Karriere zu verdanken. Er kann seinen Förderer jetzt im Gefängnis besuchen.

Der außergewöhnliche und sehenswerte Film "She said" zeichnet ein bedrückendes Bild über die  Ereignisse dieser Zeit und kann nur jedem ans Herz gelegt werden. 

(66) She Said | Offizieller Trailer deutsch/german HD - YouTube

Zurück zu Steven Spielberg. Wie eingangs erwähnt verlor der Meisterregisseur 1999 gegen Weinstein im Duell um die Oscars. Spielberg wiederum, hatte anderseits nie etwas mit Miramax zu tun und auch keine Filme für Weinstein und sein Studio gemacht. Dennoch scheint Spielberg seit dem "Soldaten James Ryan" einen Karriere Knick zu haben. Seit 1999 wurde Steven Spielberg 13mal für den Oscar nominiert. In den Kategorien Regie, Bester Film und Drehbuch. Er hat nicht einmal gewonnen. Spielbergs Filme der letzten Jahre waren alle Gut. Handwerklich exzellent und technisch wie erzählerisch tadellos. Er arbeitet immer mit den Besten, weil er auch die Besten kriegt. Dennoch scheint manchmal die Magie verloren gegangen zu sein. Es ändert nichts daran, dass er regelmäßig großes Kino liefert. Sein Remake zu "West Side Story" hatte auch ein Dutzend Oscar Nominierungen und ging dennoch leer aus. Der Film ist makellos und berührte dennoch nicht. Noch tragischer wirkt der Umstand, dass Spielberg jetzt auch keinen Oscar für seinen persönlichsten Film - "die Fabelmanns" - erhalten hat. Nachdem er mit dem Film vom "Golden Globe" abwärts so ziemlich jeden Filmpreis gewonnen hat. 

Horror, Action, Abenteuer, Drama, Musical, Krieg, Biographie, Romantik, Literaturverfilmung, Komödie, Animation, Science Fiction, Fantasy und Historienfilm. Steven Spielberg hat in allen Genres perfekte Filme geliefert. Einzig der "Western" fehlt noch in seiner Filmographie. Was kann der Mann noch liefern damit die Oscar-Academy ihn wieder mal berücksichtig? Oder gilt Spielberg bereits als "Alter weißer Mann" und ist damit am Abstellgleis gelandet. Es wäre eine Schande. Steven Spielberg hat das Kino in den letzten 50 Jahren in einer unschätzbaren Vielfalt bereichert. Hier wären noch einige Auszeichnungen angemessen.

Anbei eine Auswahl seiner Filme.

Der weiße Hai    1975

Unheimliche Begegnung der dritten Art   1977

Jäger des verlorenen Schatzes            1981

E.T.                      1982

Indiana Jones und der Tempel des Todes  1984

Die Farbe Lila    1985

Im Reich der Sonne    1987

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug    1989

Hook      1991

Jurassic Park       1993

Schindlers Liste   1993

Der Soldat James Ryan   1998

A.I. Künstliche Intelligenz  2001

Minority Report    2002

Catch Me If You Can  2002

Terminal    2004

Krieg der Welten   2005

München  2005

Gefährten   2011

Lincoln      2012

Bridge Of Spies     2015

Die Verlegerin    2017

Ready Player One     2018

West Side Story    2021

Die Fabelmans     2022


Long May You Run, Steven

Andi Bauer


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