Zwölf Umarmungen sind Zuwenig


                              Alan & Olaf   Die Männer-WG  Logbuch-Eintrag: Fünfzehn

Die bekannte Therapeutin Virginia Satir hat folgende These aufgestellt: 

"Wir brauchen 4 Umarmungen pro Tag zum Überleben, 8 Umarmungen pro Tag, um uns gut zu fühlen, und 12 Umarmungen pro Tag zum innerlichen Wachsen.” 

Das ist alles Pipifax, im Vergleich zu der Quantiät und Qualität an Umarmungen, die Olaf an jene Menschen verteilt, die ihm begegnen. Jeder, der den Segen genießt, mit Olaf eine Zeit lang  zusammen zu leben oder zumindest einige Zeit mit ihm verbringt, kann Lieder davon singen. Was heißt Lieder – Arien oder Operetten wären der passendere Vergleich. Olaf umarmt nicht, er ist vielmehr der alleinherrschende Großmeister der Umarmungen; das Alpha und das Omega der Umarmung. Er verkörpert die erste Umarmung, die aus der Ursuppe kletterte und sich durch Zellteilung entwickelte, sowie auch die aller letzte Umarmung, bevor das Universum endgültig explodiert oder sich zusammenzieht und implodiert.

Olaf beherrscht sie alle: 

-    Die freundlich zögernde Umarmung

-    Die flotte herzliche Umarmung

-    Die ewig lange Umarmung 

-    Die fest drückende Umarmung 

-    Die erdrückende luftabschneidende Umarmung

-    Die schwitzende Augustwetter-Umarmung

Dazu gibt es natürlich auch noch diverse Spezialdisziplinen wie : 

Die schnelle, zu-spät-in-die-Arbeit-kommende - Umarmung und der Drücker von Hinten.

Dazu kommen noch unzählige Absplitterungen aus dem Umarmungskosmos.

Wie der klassische Schulterklopfer oder der einarmige Schulterdrücker.

Ganz egal, an welche Art der Umarmung Sie, werte Leserin, werter Leser, gerade denken – Olaf liefert. Ohne Vorwarnung, oft aus dem Hinterhalt und ohne Netz und doppelten Boden. 

So mancher Gast, der die wackere Männer-WG zum ersten Mal und ohne adäquate Vorbereitung besuchte, wurde kalt erwischt. Im pragmatischen Mitteleuropa zählt ja die Umarmung nicht zu den gebräuchlichsten Begrüßungsritualen. Im besonderen nicht für Menschen die man zu ersten Mal trifft. Olaf sieht sich als universeller Welteneroberer. Er konnte damit so manchem (vermeintlich) kulturell aufgeschlossenen Besucher helfen, seinen Horizont zu erweitern. 

Olafs Umarmungsaktionen führen jedoch auch regelmäßig zu Irritationen und Verunsicherungen. Es kommt immer wieder vor, dass Gäste versuchen, sich leise zu  verabschieden, da Sie nicht wissen (und oft auch nicht wissen wollen), welche Abschiedszeremonien auf sie lauern. Keine Chance: Olaf hört jeden Schritt und jeden Griff nach dem Schuhlöffel. Ohne Vorwarnung stürmt er dann aus seinem Zimmer und stürzt sich mit einer herzlichen Umarmung auf den scheidenden Gast. Ausreden wie: "Meine U-Bahn fährt gleich" oder "Ich bin verkühlt" verhallten ungehört. Es wird gedrückt, geherzt und umarmt.

12 Umarmungen am Tag? Lächerlich. Nach einer Begegnung mit Olaf schafft nur eine einsame Woche auf einem Berggipfel den nötigen Ausgleich. Ansonsten ist man zu ewigem Glück verurteilt – ob man will oder nicht.


  

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