Die Wüste bebt.....Dune im Kino


Dune soll als erster großer Eventfilm das Kino retten. Wieder einmal. Abgesehen davon, dass das Kino keiner Rettung bedarf, ist Dune möglicherweise der falsche Film dafür. Einerseits ist Science-Fiction nicht jedermanns oder jederfraus "Cup of Tea". Anderseits ist die aktuelle Verfilmung des Roman selbst bei Fans bereits umstritten. Möglicherweise ist der neue "James Bond"-Streifen, der Film, auf den sich die meisten einigen können und der dann die großen Massen in die Kinos lockt. Aber das ist eine andere Geschichte.

1964 veröffentlichte der US-Autor Frank Herbert den Roman; "Dune - Der Wüstenplanet". Innerhalb weniger Jahre avancierte das Buch zum Kult und gilt mittlerweile als erfolgreichster Science-Fiction-Roman der Neuzeit. Die Geschichte eines Planeten, der durch Ausbeutung fremder Kolonialmächte und die Unterdrückung der indigene Bevölkerung sein ökologisches Gleichgewicht verliert, hat einen zeitlosen Charakter. Das Buch wird von Kennern zu recht im selben Atemzug wie "Der Herr der Ringe" genannt und empfiehlt sich auch als Lektüre.

David Lynch verfilmte den Roman 1984 und erntete sowohl viel Kritik als auch viel Lob. Der Film floppte im Kino, gilt jedoch für viele Kinofreunde – wie auch der Autor dieser Zeilen – als adäquate Umsetzung des schwierigen Stoffes. Für mich ein toller und leider auch missverstandener Film. Das Buch gilt generell als schwieriger, wenn nicht sogar unmöglicher Filmstoff. Abgesehen von der Umsetzung der riesigen Sandwürmer für die Leinwand gibt es auch Traumsequenzen und komplexe innere Dialoge der Protagonisten. Gedanken auf die Leinwand zu bringen, ohne permanent einen Off-Erzähler zu bemühen, ist filmische Herausforderung.

Das kanadische Regie-Wunderkind Denis Villeneuve träumt seit 40 Jahren davon, das Buch zu verfilmen. Die "Warner-Studios" haben diesen Traum jetzt mit 165 Millionen Dollar finanziert. Zumindest reichte das Geld für die erste Hälfte des Buches. Ein zweiter Film soll folgen, sofern Teil 1 erfolgreich ist. Das wird wohl gelingen, denn das Ergebnis kann sich sehen lassen. Dennoch hinterlässt "Dune'" auch Fragen und Worte der Kritik.

Visuell ist der Film ein Wunderwerk und verdient – nein: verlangt – den Genuss auf der großen Leinwand. Dieser Film wurde fürs Kino gemacht und sollte auch dort erlebt werden. Man ist schlicht überwältigt von den Aufnahmen der Wüste, der kargen Landschaften und der Weite des Weltalls. Auch die Städte und die Raumschiffe sind von atemberaubender Ästhetik und bringen neue Formen und Ideen. Die Action-Szenen entwickeln eine fast schon physisch spürbare Wucht und sind hervorragend inszeniert. Die Oscars für Set-Design und für die Special Effekte sollten sicher sein. 

Leider ist die Narration viel zu langatmig. Bilder beginnen mit der Zeit den Zuseher ermüden, wenn die Inhalte hinterher hinken. Villeneuve verabsäumt es auch, den Figuren die nötige Tiefe zu geben. Es fehlen die wichtigen Dialoge, die das Buch auch bietet und die den Figuren Charakter und Motivation geben. So bleibt die wichtige Figur des Antagonisten, der Baron der Harkonen, flach und seine Beweggründe verborgen. Auch eine weitere Schlüsselrolle, Dr, Yueh hätte durchaus mehr Raum verdient. Die Besetzung des Planetologen, der im Buch von einem alten weißen Mann verkörpert wurde, durch eine junge, farbige Schauspielerin, wurde im Internet ausreichend diskutiert und auch kritisiert. Letztlich eine seltsame Entscheidung des Regisseurs. Die junge Frau hat wenig zu tun oder zu sagen und füllt die Rolle keineswegs aus: eine verschenkte Chance, eine starke Frauenrolle einzuführen. 

Der Soundtrack wiederum hat viel zu sagen und rollt mit der Wucht eines Sandsturms über den Kinobesucher. (Man verzeihe des plumpen Vergleich.) Die Musik ist ein neuer Weg für den vielfältig beschäftigten Hans Zimmer. Leider verfällt auch er in die seit einigen Jahren um sich greifende Unart, die Musik mit seltsam klingenden Frauenstimmen zu untermalen. 

Ein Film für alle sollte es werden, so der Regisseur. Dazu reicht es leider nicht. Dune ist ein großer Film, den Man(n) und Frau im Kino erleben sollten. Und nein, dass große Meisterwerk, wie es Regisseur Villeneuve groß mündig angekündigt hat, ist es dennoch nicht geworden. Denn schöne und große Bilder sind nicht genug. 

Vielleicht löst die Fortsetzung die vorab geleisteten Versprechen des Regisseurs ein.

Andi Bauer

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