U2...All Albums...Teil II

Am 30. Oktober 2020 erscheint eine Jubiläums-Box des U2 Albums All That You Can`t Leave Behind. Eine willkommene Gelegenheit das umfassende und immer noch beeindruckende Gesamtwerk der vier Iren zu sichten und (mitunter) auch neu zu bewerten.

U2 haben in den letzten 40 Jahren 15 Studioalben und ein Live-Album veröffentlicht. Diesen Sonntag gibt es den zweiten Teil; die Jahre 1993 bis 2017. Die Alben der Zeit von 1980 bis 1991 wurden letzte Woche in diesem Blog besprochen.

 

Teil II  1993 – 2017

Zooropa     1993                                * * * * ½

Die Fans waren irritiert. Die Radiohörer, auf der Suche nach Hits, sind bei Zooropa endgültig ausgestiegen. Eine großartige Sammlung von Liedern, die aufgrund der stilistischen Vielfalt nicht wirklich zusammenpassen: experimentell, eigenwillig und gegen jede Hörgewohnheit. Das Album wirkt somit auch nicht geschlossen. Dennoch ist jeder Song für sich ein Erlebnis. Einen Titel wie „Lemon“ – das mutigste der vier Abenteurer – hatten die vier noch nie gewagt und werden es auch nie wieder.

 

Passengers   Original Soundtracks   1995       * * * ½

Ein launisches experimentelles Zwischenwerk. Wieder mal ein bisschen feig, entschloss sich die Band, das Album nicht unter der Marke „U2“ zu  veröffentlichen. Einer der größten Songs der vier Iren versteckt sich jedoch inmitten der seltsamen Instrumentaltracks: „Miss Sarajewo“ mit Luciano Pavarotti ist ganz großes Kino.

 

Pop   1997                                                                      *** ½

U2 konnten das Monster Pop nicht bändigen. Die Welt-Tournee stand an; die Stadien waren gebucht. Die Platte musste raus obwohl die Band klagte, noch nicht fertig zu sein. Allein dass es von der Single „Diskothek“ acht Remixes gab, zeugte davon, dass sich die Vier nicht einigen konnten, wie das Album letztlich klingen soll. Ein Hybrid aus Disco und Rock sollte es werden. Ein Bauchladen mit etwas für jedermann. Am Ende war alles viel zu viel und doch zu wenig. Pop ist besser als sein Ruf und dennoch nicht gut genug. Seit Jahren spricht Bono davon, die damaligen Songs zu überarbeiten und die letztlich gültige Version des Albums zu veröffentlichen. Muss nicht sein. Auch eine Band wie U2 darf irrlichtern.

 

All That You Cant`t Leave Behind   2000               * * * *

Nach dem Zynismus der 90er Jahre und dem Experimentieren gab es eine Rückkehr zu einfachen jedoch nie einfältigen Rocksongs über die Liebe und das Leben; ein Album, das nach dem Joshua Tree hätte kommen können. Die Lieder sind voller Seele, Kraft und Zuversicht und wurden von den Fans mit Freuden aufgenommen wurde.

 

How To Dismantle An Atomic Bomb    2004            * * *

Der Titel ist Quatsch und auch ein Ausdruck von Bonos mittlerweile um sich greifenden Größenwahn. Die Welt musste bekehrt und belehrt werden. Die Musiker tüftelten ewig im Studio und ließen sich dieses Mal nicht hetzen (im Gegensatz zu Pop). Die vermeintlich perfekte Produktion half letzten Endes auch nicht, die schwachen Songs zu verbergen. Halbgare Lieder vergraben unter einem „Wall of Sound“. Einzig das beseelte „City of Blinding Lights“ besteht den Test der Zeit.

 

No line On Horizon     2009                      * * *

Die Tourneen wurden im neuen Jahrtausend mit jedem Album länger und selbst die größten Stadien schienen nicht mehr zu reichen, um die Massen der Fans zu fassen. Laufend gab es neue Publikumsrekorde. Wohlgemerkt bei den Tourneen. Denn konträr dazu wurden die Alben zunehmend schwächer. „No line“ ist zu lange, streckenweise langweilig und hatte keine Hits. Schnarch. Das Album verkaufte sich auch schlecht. Monatelang in den Studios zu Tode produziert. Fans tun sich heute schwer, aus dem Album spontan Lieblingssongs zu nennen. Es gibt keine.

 

Songs Of Innocence  2014             * * *

Ein fast schon verzweifelter Versuch, die Unschuld und den Geist der Vergangenheit zu beschwören. Glaubt keiner: Zu verkopft und zu „perfekt“ agiert die Band. Die Lieder bleiben auch nicht im Ohr. U2 hinken weiterhin ihrem Standard hinterher.

 

Songs Of Experience   2017                      * * ½

2017 feierten U2 mit Ihren Fans 30 Jahre Joshua Tree. Das Album wurde mit einer Welt-Tournee gefeiert und dabei komplett live gespielt, begleitet von den größten Hits der Band. Großartige Konzerte, da man auf die schwachen Songs der aktuellen Alben keine Rücksicht nehmen musste. Leider auch ein Zeugnis dafür, dass der Band seit 15 Jahren nicht viel eingefallen ist.

Songs of Experience erschien im November 2017 und ist der bisherige Tiefpunkt in der Karriere der Iren: schwache Songs, schwammig und lustlos produziert. Die Gitarre ist praktisch nicht vorhanden. War „The Edge“ überhaupt im Studio? Wenn ja, was hat er gemacht? Die Band ist  definitiv in einer kreativen Krise. „Love is all we have left“ ist der einzige herausragende und wirklich gute Song. Einer von 13. Sie hätten nur eine Single veröffentlichen sollen.

„Wake Up, Dead Man“ war ein Titel auf dem Pop Album von 1997.

Man möchte es der Band zurufen.

Andi Bauer


Meine Wertung:

* * * * *           Lebensrettend

 

* * * *             Oh, Yes

 

* * *                  Eh, ganz lieb

 

* *                      Muss nicht sein (Nur für Fans)

 


*                 




   

 

 

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