Die entschärfte Atombombe - Das letzte wirklich gute U2-Album wird 20 - eine Würdigung
Aufmerksame Leser wissen, dass der Blogmaster eine vitale Hassliebe zu U2 pflegt. Lieblingsband in den 80er Jahren. Mit "War", "The Unforgettable Fire" und "The Joshua Tree" lieferten U2 einen unschlagbaren Hattrick. In den 90er Jahren entwickelte sich die Band weiter und begeisterte mit Mut zum Experiment, großen Songs und zeitlosen Alben. "Achtung Baby" von 1991 und "Zooropa" von 1993 sind Jahrhundertwerke". Selbst das aufgeblasene und fast zu Tode produzierte "Pop" von 1997 bot großartige Songs. Im neuen Jahrtausend streckten sich noch "All That You Cant Leave Behind" und das hier zu besprechende "Atomic-Bomb" Richtung Rock. Und danach?
2009 begann der langsame Niedergang der bis heute anhält. Der Schmerz sitzt tief. "No Line On Horizon" von 2009 ist und bleibt langatmig, mühselig und FAD. Da können die "Fan-Boys & Girls" noch so sehr nach dem versteckten Genie suchen. Auch nach 15 Jahren gelingt es nicht, sich dieses schwerfällige Ungetüm schönzuhören. Und es kam schlimmer. "Songs of Innocence" von 2015 und "Songs of Experience" von 2017 brauchte schon damals kein Mensch und hört auch heute niemand. Oder hat jemand in den letzten Jahren ein U2-Lied im Radio gehört, das nicht mindestens 20 Jahre am Buckel hat. Eben, den neuen Scheiß will niemand. Der unverzeihliche Tiefpunkt wurde 2023 erreicht als die Band ihre 40 besten Lieder "Neu" einspielten. Das pure Grauen erwartete den selbst tolerantesten Fan. Ich habe mich durchgehört und darüber einen Artikel geschrieben. Wer immer es sich an tun will, hier nachzulesen:
Sunday, Bloody Sunday und das Herz blutet - U2 schlachten ihre eigenen Lieder
Danach blieb der Band gar nichts anderes übrig als nach Las Vegas zu gehen und dort ein Greatest Hits-Programm zu spielen. Nach den erfolgreichen Konzerten in Nevada ist Gitarrist "The Edge" wieder mal in Plauderstimmung. Er redet von einem Album das fast fertig ist, mit angeblich vielen Gitarrenspuren. Wir glauben es erst wenn wir es hören. Zumindest bietet sich noch in diesem Jahr die Gelegenheit das letzte wirklich gute U2-Album wieder zu entdecken. "How To Dismantle An Atomicbomb" wurde heuer 20 Jahre alt. Die Iren haben offensichtlich beim Frühlingsputz ein paar Lieder gefunden, die damals übrig geblieben sind. Somit wurde das Teil mit ordentlichen Brimborium wieder veröffentlicht. Natürlich gibt es die obligatorische Sammlerbox für Hardcore-Fans oder Leute denen Geld egal ist. Knapp 300,- Euro kostet die 8-LP Box. Für die 5-CD Box braucht es auch noch 150,-. Für Normalos reicht wahrscheinlich die erschwingliche Doppel-CD. Diese enthält das originale Album und die wiederentdeckten Stücke, welche eine erbauliche Qualitätsdichte bieten. Und das Album fetzt immer noch nach 20 Jahren.
"Vertigo" rockt wie Sau. "Sometimes you can make it on your own" ist wohl das schönste Lied zum Verlust eines Elternteils. Bono hat es damals geschrieben um den Tod seines Vaters zu verarbeiten.
U2 - Sometimes You Can't Make It On Your Own
"City Blinding Lights" ist eine Liebeserklärung an New York, drei Jahre nach den tragischen Ereignissen am 11. September.
"Origin of The Species" rührt das Herz und "Jahweh" rührt zu Tränen. Jedes Mal.
Tolles Album. Tolle Band (Damals). Aber wir bleiben dran an den vier Iren. Die Hoffnung brennt, dass sie uns Alle noch mit einem großartigen Alterswerk überraschen. Und dann werden die Straßen wieder keinen Namen haben. Weil Alle Tanzen und Frohlocken werden.
Andi Bauer
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