Das Jahr im Kino - Teil 1 - Die Krise, eine Analyse.
Ein Rückblick zum Musikjahr hat leider keinen Sinn. Die Menschen hören keine Musik mehr. Youtube und Spotify wählen für uns die Musik aus und beschallen die Hintergründe. Die wenigen Nerds die noch Schallplatten hören wissen es ohnehin besser und brauchen keinen Rat von Anderen. (Der Blogmaster zählt sich zu dieser Gruppe, wobei zu erwähnen ist, dass ich es WIRKLICH besser weiß als die Anderen ;-))
Zumindest zum Thema Kino kann man sich noch Gedanken machen und einen Rückblick wagen. Dieser erfolgt in zwei Teilen: Heute und in zwei Wochen. Was war los im Kino in diesem Jahr. Ausgenommen der Pandemie-Jahre war es für mich das schwächste Kinojahr, seit ich ins Kino gehe. Ein schwaches Jahr, sowohl quantitativ wie auch qualitativ. Es gab zu wenig Filme und dann noch zu wenig gute Filme. Was ist passiert?
1. Die Krise
Abgesehen von der anhaltenden Faulheit der Besucher, die Kinosäle zu meiden und stattdessen gemeinsam mit Netflix auf der Couch einzuschlafen, fehlten noch dazu heuer die guten Filme. Der Streik der Drehbuchautoren für einige Monate im Jahre 2023 hat ein gewaltiges Loch in die Hollywood Produktionen gerissen. Die Europäer konnten oder wollten dieses Vakuum nicht kompensieren. Man kann über Hollywood schimpfen was man will, aber die großen Filme aus den USA haben heuer gefehlt.
2. Das ewige Quirks mit den Fortsetzungen
Die 15 weltweit erfolgreichsten Filme des Jahres sind alles Fortsetzungen. Erst auf Platz 16 folgt die Romanverfilmung "It Ends with Us". Schuld ist hier ausnahmsweise nicht der Konsument sondern die Studios, die nur noch auf Nummer Sicher produzieren. Es wird (fast) nichts mehr gewagt.
2024 Worldwide Box Office - Box Office Mojo
3. Comic Verfilmungen sind mausetot
Werte Leser & Leserinnen, es ist endgültig offiziell. Die Zeit der Comicverfilmungen ist vorbei. Selbst der erfolgreiche "Deadpool & Wolverine" ist vielmehr Totengräber als Hoffnungsträger. "The Crow", "Madame Web" und "Kraven - The Hunter" floppten gnadenlos. Diese Filme wollte niemand sehen. "Venom" lief unter den Erwartungen und niemand wartet auf den neuen "Captain America", "Thunderbolts" oder andere kommende Marvel Verfilmungen. Der Konkurrent DC-Comics wiederum hatte keinen einzigen Film in den Kinos (Der zweite Teil von Joker zählt hier nicht, abgesehen davon floppte auch dieser Film gnadenlos). Der neue "Superman", welcher im Juli starten soll, wird schon jetzt skeptisch beäugt.
4. Die "Woke-Cancel-Culture" -Aktivisten haben Hollywood immer noch fest im Griff
Filme müssen nicht mehr unterhalten, sondern müssen in erster Linie politisch korrekt und "woke" sein. Die großen Studios - allen voran Disney - biegen sich in alle Richtungen um ja nicht irgendjemanden oder irgend etwas zu beleidigen und wollen gleichzeitig den Zuseher "erziehen". Es gilt die "Message" rüberzubringen. "Sei offen und tolerant". Nur soll Kino nicht erziehen, sondern unterhalten. Kein Wunder dass die Konsumenten die Filme und Serien von "Disney" ignorieren. Wenn dann alle Milliarden verspielt sind, werden die Aktionäre wollen die ideologische Haupttäterin und Disney-Chefin Kathleen Kennedy mit dem nassen Fetzen davon jagen. Bis dahin heißt es noch durchhalten. Aktueller Tiefpunkt ist die aktuelle "Schneewittchen" Verfilmung. Nachdem sich Oberzwerg Peter Dinklage (spielte den Tyrion Lennister in "Game of Thrones") darüber beschwerte, dass kleinwüchsige Darsteller nur in Klischee Rollen besetzt werden, hat Disney umgehend reagiert. Die kleinwüchsigen Schauspieler welche die Zwerge im "Schneewittchen"-Film spielten, wurden gefeuert und durch Computer generierte Zwerge ersetzt. Die bereits abgedrehten Szenen wurden vernichtet. Niemand wird beleidigt, außer dass es für die kleinwüchsigen Schauspieler und Schauspielerinnen keine Rolle mehr gibt. "Woke & Cancel-Culture" sei dank. Wem durch solche Aktionen geholfen wird, dass muss man mir erstmals erklären.
5. Der europäische Film schwächelt
Frankreich und Deutschland, bis vor kurzem Garant für geistreiche Komödien, haben 2024 wenig Überzeugendes und dafür viel Plumpes geliefert. Skandinavien bietet wie gewohnt Einsamkeit und Trinkerdramen (scheint dort Volkssport zu sein). Italien kommt nicht aus der Filmflaute und Österreich? Seichte Komödien konkurrieren mit freudschen Psychodramen von Regisseuren denen es scheinbar nur mehr um die Aufarbeitung der eigenen Psychosen geht. Ein Psychodrama folgt auf das nächste. Haneke lässt grüßen. Nur leider bleibt auch hier das Publikum zu Hause. In diesem Falle ist es jedoch für die Filmschaffenden kein Problem. Die heimischen Werke werden von EU, Bund, Ländern und ORF großzügig gefördert und finanziert. Da muss man keine Ergebnisse fürs Publikum liefern. Künstlerisch sicher herausragend war "Des Teufels Bad". Das historische und auch sehr bedrückende Drama wurde von der internationalen Kritik gefeiert. Dennoch blieb auch hier das Publikum zuhause. Für wen werden diese Filme gemacht? Wahrscheinlich nur für den Regisseur und deren Befindlichkeiten. Anderseits wurde auch die exzellente und geistreiche, österreichische Komödie "What a feeling", nicht der erwünschte Hit. Wobei, mehr Zuseher als die zuvor erwähnten Dramen, hatte der Film allemal. Was uns zum nächsten Punkt bringt.
6. Streaming dominiert weiterhin den Markt.
Es ist unangenehm berauschend wie viele neue Produktionen "Netflix" täglich raushaut. Das meiste nur Durchschnitt, aber dennoch das Werkel läuft. "Apple" wiederum, produzierte den George Clooney Brad Pitt Streifen "Wolves" fürs Kino und bewarb den Film umfangreich. Um diesen kurz vor Kinostart zurück zu ziehen und nur auf der "Apple"-Plattform zu veröffentlichen. Amazon produzierte die Weihnachts-Action-Komödie "Red One" mit Dwayne Jones um diese sechs Wochen nach Kinostart bereits gratis auf Prime zu veröffentlichen. Diese Aktionen werden die Menschen nicht zurück ins Kino bringen.
6. Action & die Romantik
Früher waren die Kino-Besucher-Rollen klar verteilt. Der Mann schleppte die Frau zu einem Action-Film und dafür durfte Dieser die Liebste zu einer romantischen Komödie begleiten. Man schaute "Stirb Langsam" und "Pretty Woman", gemeinsam. Alle waren zufrieden. Heute müssen Action-Filme mit weiblichen Powerfrauen besetzt werden. Die Männer sind dann meist patscherte Begleiter und natürlich ist der Bösewicht ein toxischer Mann. Gesehen in "Madame Web" und "Furiosa". Das Resultat. Männer wie Frauen bleiben zuhause und der Film floppt.
7. Der Animationsfilm und Jugendfilm boomt
"Alles steht Kopf 2" hat 1,7 Milliarden Dollar im Kino umgesetzt und ist der erfolgreichste Film des Jahres. "Einfach unverbesserlich 4", und "Vania 2" sind Riesenhits. Auch die deutsche Produktion, "Die Schule der magischen Tiere 3", ist erneut ein Hit. Das einzige sichere Genre fürs Kino scheinen Filme für Kinder und Jugendliche zu sein.
8. Fazit
Während die Streamingdienste täglich falsche Perlen vor die Säue werfen, schreitet in den Filmstudios die "Umerziehung" des Publikums voran. Diese scheint jedoch noch nicht zu funktionieren. Die Menschen tun einfach nicht das was man glaubt, was gut für Sie ist, sondern tun immer noch das was Sie möchten. Filme im Kino anzusehen, die Sie interessieren. Und davon gab es in diesem Jahr eindeutig zu wenig.
Es folgt in zwei Wochen der zweite Teil des Rückblicks. Die guten Filme und die Stinker des Jahres.
Bis dahin wünscht der Blogmeister schöne Feiertage, welche hoffentlich auch einen Kinobesuch vorgesehen haben.
Andi Bauer
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