Hagen & The Room Next Door - Filme über den Tod und das Leben davor
Zwei Filme über den Tod und das Leben davor, sind neu im Kino. Der Blogmaster riskierte einen Blick.
Hagen - Im Tal der Nibelungen 💔💔 (Zwei von fünf gebrochenen Herzen)
Neben "Beowolf" und der "Arthus-Sage" gehört auch die "Nibelungensage" zu den bekanntesten Sagen der europäischen Geschichte. "Siegfried der Drachentöter", ist eine der ganzen großen Blaupausen für den tugendhaften Helden, der verraten wird. Der Film "Hagen - Im Tal der Nibelungen", versucht die Geschichte neu zu erzählen und scheitert. Der Film orientiert sich an der Vorlage von Wolfgang Hohlbein. Dieser hat vor einigen Jahren die klassische Sage modernisiert und teilweise neu interpretiert, was durchaus eine Versuch wert ist. Die Geschichte ist nicht die Schwäche des Films, diese hat durchaus pepp. Der Film bietet auch großartige Schauwerte. Die Kulissen und die Kostüme sind authentisch und beeindruckend. Die Kamera ist exzellent. Die Landschaftsaufnahmen, ins besonders die Bilder von Island sind wunderschön. Sowie auch die Action-Szenen auf hohen internationalen Niveau inszeniert sind. Das war es dann auch mit den guten Nachrichten.
Denn leider versagt die Regie völlig bei der Schauspielerführung und bei den Dialogen. Die Dialoge der Darsteller sind hölzern, schwerfällig, laienhaft und streckenweise sogar peinlich. Die Darsteller wirken deplatziert und überfordert. Die Rollen der Kriemhild und König Gunthers sind unglücklich besetzt. Gunther ist ein unbeholfenes Weichei und in keiner Szene nimmt man ihm den König ab. Kriemhild, seine Schwester, schafft es eigentlich nie, die begehrenswerte Prinzessin zu verkörpern, für welche Männer und Prinzen in den Tod gehen würden. Auch Hagen ist meist damit beschäftigt grimmig oder traurig drein zu schauen und bleierne Sätze vor sich hin zu grummeln. Es gelingt beiden Regisseuren nicht, aus den Schauspielern Charisma herauszuholen. Der größte Schwachpunkt des Films ist jedoch die Charakterisierung des Siegfrieds. Aus einem strahlenden Helden wird ein Testosteron-gesteuerter Rauf und Trunkenbold. Siegfried begegnet dem König und dem gesamten Hof permanent mit Respektlosigkeit und Provokation. Er benimmt sich den ganzen Film durch wie eine Mischung aus Axl Rose und Kurt Cobain (er sieht auch so aus) und kämpft und tötet einzig aus Jux und Tollerei. Für ihn ist alles ein Spiel. Aufgrund seiner Unverwundbarkeit ist er auch nie einer Gefahr ausgesetzt. Selbst die Heirat mit Kriemhild, ändert nichts an seinem Verhalten. Er betrügt sie und stolpert von einem Saufgelage zum nächsten. Leider gelingt es dadurch nicht, das emotionale Gerüst für eine mögliche Fortsetzung - Die Rache der Kriemhild - zu schaffen. Diese sollte auf die wahrhaftige Liebe zwischen Kriemhild und Siegfried aufbauen. Von dieser Liebe ist im Film nicht viel zu bemerken. Jeder der die Buchvorlage kennt, kann sich nur wundern, wie die Geschichte denn weiter erzählt werden soll. Dieser Siegfried schafft es nicht Empathie und Sympathie bei den Zusehern zu wecken. Somit ist diese Nibelungenverfilmung eine Verschwendung einer zeitlosen Vorlage und gegenwärtigen Budgets und Möglichkeiten. Schade drum.
The Room Next Door 💧💧💧💧 (4 von 5 Tränen)
Es gibt derzeit wahrscheinlich keinen gegensätzlicheren Film zu "Hagen" als das neue Werk des spanischen Regisseurs Pedro Almodovar. "The Room Next Door" erzählt die Geschichte einer Frau (Tilda Swinton), die erfährt, dass sie unheilbar krank ist und in den nächsten Monaten qualvoll an Krebs sterben wird. Sie beschließt mit einer illegalen Giftpille ihr Leben vorzeitig zu beenden und bittet eine Freundin (Julianne Moore), während dieser Zeit zumindest im Raum nebenan, anwesend zu sein. Der Film besticht durch tiefgreifende Dialoge der beiden Frauen und ruhigen, intensiven Bildern wie sie wohl nur Almodovar schaffen kann. Die kräftigen Farben, die Kostüme und die Einstellungen sind bestechend. John Turturro, in einer Nebenrolle, als unterstützender Freund und verbissen, frustrierter Klimakämpfer, sorgt für alternative Zwischentöne. Einzig der aggressiv ermittelnde Polizist bricht den Rhythmus des Films und wirkt deplatziert. Seine Rolle scheint Almodovars Antiamerikanismus geschuldet zu sein. Der Film spielt in der New Yorker Umgebung. In den USA ist das Thema, weil auch Religion in der Gesellschaft eine größere Rolle spielt, emotionaler aufgeladen. Hier winkte der Regisseur überflüssigerweise mit dem Zaunpfahl zu den amerikanischen Freunden. So traurig und bedrückend die Geschichte des Film auch ist. Am Ende feiert "The Room Next Door" das Leben und den berühmten Augenblick, den wir alle genießen und schätzen sollten.
Andi Bauer
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