Die schönsten Konzerte - Teil Drei: 2000 - 2015 von Travis bis Swans
2001 16 Horsepower in Philadelphia / USA
Gothic-Country nannte man das damals, weil man die Musik nicht besser beschreiben konnte. Vier schaurig, schöne Alben hat diese wunderbare Band aufgenommen, bevor sie sich wegen "spiritueller Differenzen" auflösten. Sänger Dave Eugene Edwards konnte wie niemand sonst den Schmerz eines verzweifelten Christen in Worte und Töne hüllen. Zweimal durfte ich diese Band live sehen. Es war jedes mal ein Erweckungs-Ereignis. Was sag ich, ein spirituelles Erweckungs-Erlebnis. Nicht weniger als das, verdammt noch mal.
16 Horsepower - For Heaven's Sake (youtube.com)
2003 Travis im Wiener Gasometer
Travis werden immer noch unterschätzt. Fran Haley singt mit der Zunge eines verwundeten Engel. Die Melodien klopfen an die Himmelspforte. Live rockt die Band wie Sau und bringt jedes mal die Halle zum beben. Waren leider schon lange nicht auf einer ausgiebigen Tour.
Travis - Turn (Live @ Gig On The Green, Glasgow, Scotland '01) HD (youtube.com)
2005 Calexico in der Wiener Arena
Tex-Mex vermischt mit Alternativ-Rock dazu ein Cover von Love ("Alone or Again"). Nur wenige US-Bands werden so aufrichtig von Europäern geschätzt wie diese Texaner.
Calexico - Alone again, or.. - Live HQ (youtube.com)
2005 Coldplay Open Air in St. Pölten
Mit dem dritten Album vor dem großen Durchbruch spielte die Band ein Open-Air vor 10.000 begeisterten Fans in St. Pölten. Wir wussten es damals nicht, aber es wurde nicht mehr besser. Nur größer und teurer.
(498) Coldplay - In My Place - Glastonbury 2005 - YouTube
2008 Sharon Jones in München
Das beste Soul-Konzert meines Lebens. Die Frau tobte über die Bühne, die Band spielte schärfer und präziser als ein Glasschneider. "Night" Train von James Brown wurde innerhalb 10 Minuten zerlegt und wieder zusammen gebaut. Am Ende blieb nur Schweiß und Liebe.
Sharon Jones - Get Up And Get Out - Live à L'Olympia (Paris) (youtube.com)
2014 Morrissey im Wiener Konzerthaus
Damals wie heute umstritten. Keiner polarisiert wie Morrissey, die ewig beleidigte Diva. Und dennoch ist er live einzigartig. Zwischen Elvis und Sinatra croont er über die Bühne und reißt jeden mit. Zwischen Frank Sinatra und Elvis servierte einer der letzten kompromisslosen Entertainer seine Elegien über die Einsamkeit und die grausame Welt.
Morrissey - Everyday is like sunday - Very best live version (youtube.com)
2015 Swans in der Wiener Arena
Das schrecklichste Konzert meines Lebens (und ich würde sofort wieder hingehen). Es war August, die Halle war ausverkauft und das Kondenswasser tropfte bereits von der Decke. Nacheinander spielte sich jeder der Band, einer nach dem Anderen, auf die Bühne. Der Lärm aus gefühlt 20 Instrumenten erreichte mittlerweile ein unerträgliches Ausmaß. Es dauerte 30 Minuten bis Bandleader Michael Gira endlich ans Mikrofon trat und wie ein waidwunder Wolf zu brüllen begann. Mittlerweile war der Lärm noch ohrenbetäubender und wälzte bis in jedes Eck der Halle. Das Publikum tobte und die Band rollte von einem Stück ins Nächste. Nie zuvor oder danach habe ich solch infernalischen Lärm erlebt, der sich in winzigen Momenten zu wunderschönen Passagen aufschwingen konnte. Es gibt keine andere Band die so klingt. Nach zwei Stunden habe ich aufgegeben und das Konzert verlassen. Die Band spielte noch eine weitere Stunde. Nicht mal die Experten vom Standard konnten in ihrer Kritik am nächsten Tag den gehörten Lärm den bekannten Liedern zuordnen. Der Schmerz sitzt immer noch tief. Sollte es in der tiefsten Hölle Schönheit geben, Swans haben diese gesehen und vertont.
Swans "The Seer" ("The Seer" Full Album Part 4) (youtube.com)
Andi Bauer
Ps.: Fortsetzung und der letzte Teil der Konzertreihe in zwei Wochen
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