Olaf heiratet und der amerikanische Freund schickt Geschenke

Der Leuchtturm bei Olafs Hochzeit
Foto by Andi Bauer

 Alan startete den als VW verkleideten Mercedes und fuhr den Gürtel Richtung Donaustadt. Es begann zu regnen und das Autoradio funktionierte NICHT. "immer lächeln", lautete die Devise. Alan zeigte sich selbst die Zähne. Nach 30 schleppenden Gürtel-Stau-Minuten erreichte Alan Olafs Domizil, welches dieser gemeinsam mit seiner bald Angetrauten bewohnte. Die junge hübsche Dame stammt ursprünglich aus Uganda und rettet täglich die Welt als IT-Technikerin. Mann darf sich gar nicht vorstellen was mit der Welt passieren würde, wenn die Computer mal durchdrehen. Terminator 1 & 2, kompakt. Die Bald-Angetraute hält dagegen. Eine weitere Heldin des Alltags.

In der Donaustadt angekommen, enterte die Bande sogleich den VW. Die zwei Jungs von Olaf, die Bald-Angetraute mit 2 Verwandten/Freunden im Anhang und natürlich Olaf höchstpersönlich. Mehrere Koffer mit Inhalten für eine sechsmonatige Welttour wurden in den Kofferraum gestopft. Nur dank jahrelangen Tetris-Training gelang es Alan wirklich alle Gepäckstücke und Passagiere im VW (vormalig Mercedes) unterzubringen. Das Ziel hieß Podersdorf im Burgenland, es regnete und die Fahrt zog sich hin. Es sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, dass das Radio defekt war. Die afrikanischen Gäste waren davon unberührt. Sie taten das, was Afrikaner sehr gut können. Lachen und fröhlich sein. Alan war hungrig und das Radio war immer noch kaputt. 

Nach Ankunft und Ausstieg aller Fahrgäste wollte Alan den Wagen umparken. Der VW (angeblich ein Mercedes) sprang nicht mehr an. Mehrere verzweifelte und energische Versuche des Neustarts scheiterten. Alan rief die Leihfirma an. Der Herr am Telefon (Georgier, Tschetschene, Afghane, oder vielleicht doch Albaner???) war sehr hilfreich. "Rufen Sie den ÖAMTC". Alan war immer noch hungrig und die Uhr zeigte 15:00 Uhr. Zuerst was Essen, beschloss Er. Vier Pizzerien und ein Gasthaus erklärten ihm freundlich, dass jetzt am Freitag Nachmittag alles zu sei. Alan fragte den Hotelmanager, warum es in diesem Kaff denn nix zum Essen gibt (Das mit dem Kaff, dachte Er sich leise). Dieser, meinte, dass um diese Zeit niemand isst. Alan, darauf frustig: "Aber ich würde Essen". Die Antwort - ein mitleidig, arrogantes, stummes Lächeln - schmerzte mehr als eine Ohrfeige. Nun, es gab einen Supermarkt. Alan kaufte eine Semmel und eine Cabanossi und zahlte unverschämte 10 Euros. Vermutlich der Tourismus-Deppen-Mittags-Aufschlag. Und dann rief der ÖAMTC-Mann an. Er wäre jetzt da. Juhuu. Der gute Mann, ein Einheimischer, Mitte 50, der vermutlich auch schon alles gesehen hat was KFZ-mäßig passieren kann, brauchte knappe 45 Minuten um festzustellen, dass er nicht weiß, was los ist. "Abschleppen", lautete die endgültige Diagnose. Ein freundliches "Auf Wiedersehen" beendete die fruchtlose Interaktion. Alan rief wieder in der Leihfirma an (vielleicht doch ein Serbe oder Rumäne?)

Kein Problem, wir schicken SOFORT einen Ersatzwagen, bleiben Sie in der Nähe. Alan wir immer noch hungrig. Und der Radio..... Er ging auf sein Zimmer, baute seine Bluetooth Box auf und hörte ein paar traurige Lieder mit Regen in den Texten. Nur zwei Stunden später war der Leihwagen da. Ein Mercedes, der auch funktionierte. Wahre Geschichte. Die Uhr zeigte, 19:30 Uhr. Alan stapfte los und erreichte nach 20 Minuten eine geöffnete Pizzeria und bestellte ein Backhuhn und ein Bier. Das Leben kehrte langsam in seine Seele zurück.

Am nächsten Morgen traf sich die ganze Hochzeitsgesellschaft im Frühstücksraum. Olafs Familie sind hervorragend integrierte Bürger mit polnischen Wurzeln. Das lässt sich auch daran festmachen, dass ein Bruder von Olaf, Alan sogleich einige heftige Polenwitze erzählte, die man schriftlich nicht festhalten kann. Nach dem Frühstück gings zum Standesamt und es begann zu regnen. Das Brautpaar ließ sich davon nicht die Laune verderben. Die Stimmung war hervorragend und auch der Standesbeamte lieferte  eine schöne Zeremonie. 

Als Mittagessen war eine Grillerei vorgesehen. Auf einem Boot. Am Neusiedlersee. Gute Idee, leider Scheiß-Wetter. Der Kapitän des Schiffes hatte wiederum den Vorteil, das Er aufgrund des Restalkohols von der wahrscheinlich letzten Partie, gegen den Seegang schwankte und stolperte. Womöglich kriegte Er gar nicht mit, dass das Schiffchen ordentlich schwankte und sich auf einen saftigen Überschlag vorbereitete. Die Hochzeitsgesellschaft betrat tapfer das schlingernde Boot. Ein von Olaf engagierte Musiker spielte dazu "My Heart will go on" auf einer Klarinette. Der Titelsong von Titanic. "Universum schau woanders hin", flehte Alan gen Himmel, der sich immer stärker verdunkelte. Nach einer halben Stunde Schaukelei bemerkte Alan zwei Dinge. Die Wolken wurden schwärzer und das Schiff schunkelte ohne Steuermann. Es stellte sich heraus, dass der Kapitän offensichtlich mehre Aufgaben gleichzeitig wahrnahm. Nebst Kapitän, Steuermann, Maschinist und Reinigungskraft hatte Er auch die Aufgabe des  Grillmeisters. Der gute Mann stand draußen am Deck am Grill und wendete Bratwürste, während der Klarinettenspieler weitere Lieder vom Untergang vor sich blies und das Schiff dazu auf den Wellen tanzte. Während die Wellen die Höhe eines Kleinwagens erreichten überlegte Alan kurz ob Er das Steuer übernehmen sollte. Aber es handeltes sich nicht um einen Mercedes, nicht mal um einen VW. Alan suchte lieber die Rettungsringe. Derweil grillte der Kapitän mit Begeisterung und begann Würstel und Hendlteile an die Hochzeitsgesellschaft zu verteilen. Das Universum war gnädig. Erst nachdem jeder sein Tellerchen gefüllt hatte, brach das Inferno los. Der Regen peitsche mittlerweile horizontal und es wurde immer schwieriger die brausende See von den herabstürzenden Regenmassen zu unterscheiden. Der Kapitän verräumte derweil gemütlich den Grill vom Deck, was Alan als durchaus vernünftige Maßnahme begrüßte. Mit noch mehr Begeisterung wurde vom anwesenden Publikum wahrgenommen, dass der Kapitän anschließend Richtung Kommandozentrale schwankte und wieder damit begann, dass Steuerrad zu konsultieren. Jack Sparrow?? Ein Lercherschas gegenüber diesem tiefenentspannten Seebären. Während die Würste langsam verdaut wurden oder über andere Wege wieder ihren Weg zurück zur Natur fanden, bewegte sich der Kahn wieder gen Festland. Der Regen lies langsam nach und die ersten Gäste konnten einen Leuchtturm erspähen. Heute doch kein Titanic-Adventure, dachte sich Alan.

Wieder im Hotel, sollte die Torte angeschnitten werden. Die Braut fehlte. Eine Entführung. Die große Schwester von Olaf organisierte die Brautentführung, obwohl Olaf ausdrücklich darum gebeten hatte, diese Tradition auszulassen. Großes Drama in der Familie-Olaf. Dieser vergrub sich im Zimmer und schmollte. Niemand suchte nach der Braut und die Schwester schmollte dann auch, weil diese nicht, der Tradition entsprechend, ausgelöst wurde. Alan sehnte sich nach dem Schiff, die Probleme des stürmischen Sees wirkten im Vergleich unkompliziert. Nach intensiven diplomatischen Bemühungen konnten alle Beteiligten wieder beruhigt werden. Die Braut ist wieder aufgetaucht und zwei lächerliche Stunden hinter dem Zeitplan wurde die Torte endlich angeschnitten. Danach wurde gefeiert, gelacht und getanzt. Da sich die Braut als Mega-Fußball-Fan herausstellte, organisierte Alan noch ein public-viewing in einer nahen Strandbar um das Champions-League-Finale gemeinsam zu sehen. Abgesehen davon, dass die "falsche" Mannschaft gewann, ein perfekter Ausklang für eine aufregende, aber noch mehr als das, sehr schöne und bewegende Hochzeitsfeier. Noch einmal an dieser Stelle eine herzliche Gratulation an das Brautpaar. 

Es bleiben am Ende nur drei Fragen:

Wo war die Liebste die ganze Zeit?

Und was war so wichtig, dass Alan trotz Müdigkeit, gleich nach der Hochzeit, Hubsi, Babsi und Rosalin treffen musste?

Und, hat der Mercedes bis zum Ende durchgehalten?     Fragen, die noch ihrer Antwort harren.

Bis dahin....ein Ausklang

Nach 8 Tagen Action (Prag, kein BOSS, der Freund aus Amerika, Hochzeit von Olaf) erreichte Alan am Sonntag Abend gegen 21 Uhr hundemüde seinen Heimathafen. Zu seiner großen Überraschung fand Er vor seiner Haustür zwei Päckchen. Obwohl Er nichts bestellt hatte. Es handelte sich um zwei zusätzliche Utensilien für die Siebträgermaschine um den Kaffeegenuss zu optimieren. Der amerikanische Freund hat geliefert und drückte damit seine Dankbarkeit aus. Und Alan dachte sich, dass sich die Gnade des Universums oft über wundersame Wege zeigt.

Das stempelähnliche Ding dient dazu den Kaffee im Träger zur verdichten. 
Und wahrlich, es ist eine wunderbare Geschmacksverbesserung.
Foto by Andi Bauer

Andi Bauer

Kommentare

  1. Den besten Teil zur Hochzeit lieferte die Auto Verleihfirma. Warum? Eine gelungene Hochzeit sollte doch unvergesslich und beeindruckend sein. Deshalb.
    Die hohen Wellen auf hoher See sind Sinnbild der berauschenden Liebe des Hochzeitspaares. Ich spüre die grosse Anstrengung des Universums, dieses Szenario herbeizuführen. Also: eine perfekte Hochzeit. Hannes

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