Von Black List zu Magnum - oder das offene Ende
Wenn Sie wissen wollen was Magnum mit Blacklist müssen Sie den Artikel bis zum Ende lesen
Foto by Andi Bauer
Serien im Stream. Hat noch jemand einen Überblick über die Serien die Amazon, Netflix und Disney+ jeden Tag raushauen. Ich nicht. Früher war nicht alles besser, aber manches war einfacher. Den Überblick über TV-Serien zu behalten, sei hier als Beispiel angeführt. Wir Kinder der 80er Jahre spielten draußen Fußball, bis 18:30 Uhr, dann kam Knight Rider und wenn man die Folge verpasste wars das. Es gab weder Video, noch Internet oder andere Möglichkeiten das Ereignis nachzuholen. Unsere Freizeitplanung richtete sich nach dem TV-Programm und den Lieblingsserien. Knight Rider, Magnum, Ein Colt für alle Fälle, McGyver. Später dann Miami Vice (im Hauptabendprogramm)
In den 90ern wurde es komplexer. Serien wie Akte-X führten ein Narrativ ein. Eine Meta-Ebene welche sich durch alle Staffeln zog, mit der Hoffnung auf eine Auflösung am Ende der Serie. Der Zuseher durfte keine Folge mehr verpassen. Die Auflösung kam nie. Der Versuch die offenen Fragen der Serie mit den beiden Spielfilmen zu beantworten, scheiterte kläglich. Da hatten es die Magnum und Knight Rider Fans leichter. Jede Folge lieferte einen neuen Fall, neue Gegner und ein neues Mädchen für den Helden - und wurde abgeschlossen.
Es gibt auch positive Beispiele für Serien, welche eine fortlaufende Geschichte erzählten und am Ende die Kurve kriegten. Der amerikanische Bezahlsender HBO machte die Sache in den 90er Jahren richtig. Er stellte ein ordentliches Budget zur Verfügung und lies Serien entwickeln, die eine durchgängige Geschichte erzählten, jedoch nicht unnötig ausgedehnt wurden und zu einem vernünftigen Abschluss kamen. Die Sopranos, und Sex and the City hatten jeweils 5 Staffeln. Nachdem alle Mafiosi tot waren und alle Witze über Männer erzählt wurden, gelangten beide Serien zu einem zufriedenstellenden Abschluss. Etwas das HBO mit Games of Thrones nicht gelang. Was letztlich aber dem Autor George R.R. Martin, geschuldet ist. Der Mann kriegt seit 10 Jahren seinen Hintern nicht hoch oder besser gesagt nicht mehr in seinen Schreibtischsessel. Die letzten beiden Bände seiner Buchreihe sind immer noch nicht fertig und so mussten die Macher die Serie quasi im Blindflug beenden. Das Ergebnis ist bekannt. Es gibt keine Serie welche ihre Fans mit dem Ende derart enttäuschte wie Games Of Thrones. Fans die ihr Kind nach einer Hauptfigur der Serie, Danerys benannten (und derer gibt es viele), stehen jetzt dumm da. Wer will schon wie eine Massenmörderin heißen.
GOT liefert nicht die einzige Serien-Enttäuschung. Die Liste der Serien die mit großen Versprechen begannen und am Ende versagten diese einzulösen ist lang. Alias, Lost, Dexter, Gilmore Girls, How I met your Mother, The Walking Dead, der Mentalist...Sie alle hatten einen überaus starken Einstieg und wurden gefeiert. Nach zu vielen Staffeln gelang es denn Machern nicht mehr, ein vernünftiges und vor allem glaubwürdiges und zufriedenstellendes Ende zu liefern. Dafür gibt es viele Gründe und zwei die herausragen.
1. Es werden von den Machern zu viele Story-Elemente angeteasert, die nie zu Ende erzählt werden. Besonders das einstig gefeierte Wunderkind J.J. Abrams ist hier berüchtigt und entpuppt sich mittlerweile als Meister der gehypten Strohfeuer. Seine beide Serien-Flaggschiffe Alias und Lost bauten unzählige Handlungsstränge auf und servierten im Stundentakt Geheimnisse und Mysterien. Die Handlungsstränge wurde meist nicht zu Ende erzählt und einfach liegen gelassen. Die meisten Geheimnisse blieben am Ende auch ohne Auflösung. Die Enden beider Serien enttäuschten bitter und ließen den Schluss zu, dass der Mann nie ein Gesamtkonzept im Sinn hatte und im Laufe der Serien schlicht den Überblick über sein eigenes Werk verloren hat. Dies gilt für die meisten Serien, die eine fortlaufende Geschichte aufbauen.
2. Der zweite Grund ist schlicht ein monetärer. Gier. Warum nicht eine siebte Staffel bestellen, wenn sich die sechste noch gut verkauft, obwohl bei der vierten Staffel bereits die Ideen ausgegangen sind. Die letzte Staffel mit dem Serienende kann dann nur mehr Pfusch werden. Die Auflösung, des berüchtigten Serienkiller "Big John" in der Mentalist war dann nur noch ein Witz - ein sehr schlechter. Die Serie hatte vier Staffeln zu viel. Dasselbe gilt für Dexter, How I met your Mother und für viele andere Serien die zu lange liefen.
Letztes Opfer dieser Praktiken ist eine der ausgesprochenen Lieblingsserien des Blogmasters. The Blacklist. Die Serie hat zugegeben viele Schwachpunkte. Die Hauptfigur Elizabeth Keen ist schlecht geschrieben. Sie nervte mit ihrer Inkompetenz und Irrationalität von der ersten Folge an. Ihr Tot am Ende von Staffle Acht - und es tut mir aufrichtig leid dies so zu schreiben - fühlte sich wie eine Erlösung an. Der Rest der Truppe glich das Manko ein bisschen aus. Der integre Task-Force Boss Harold Cooper und der brave Fußsoldat Donald Ressler haben viel rausgerissen. Mit diesen beiden wäre die Show zu einer passablen Agentenserie geworden. Es war jedoch James Spader als Raymond Reddington den man sehen wollte und für den man einschaltete und auf den man zwischen den Staffeln wartete.
Raymond Reddington: Der Concierge des Verbrechens. Chef eines weltweit operierenden Verbrecher-Netzwerkes, brillanter Stratege, Waffenhändler, Spion, Wohltäter, Liebhaber und Förderer von Kunst und Kultur. Ihn zu sehen, seinen Monologen zu lauschen, seine Winkelzüge zu erleben. Das machte die Serie aus. Seine Beziehung zu Elizabeth Keen und seine Motive Sie zu schützen war und blieb immer ein Geheimnis. Unzählige Haken schlug die Serie um seine Identität und das Verhältnis zu Elizabeth. Am Ende wurde im Internet sogar darüber spekuliert, dass Reddington, Elizabeth`s Mutter ist und sich zum Mann um operieren hat lassen um alle Spuren zu verwischen. Eine interessante Theorie, die nie bestätigt wurde, jedoch veranschaulicht wie stark die Identität von Raymond Reddington gehütet und verschleppt wurde.
10 Jahre fieberte ich mit und dann DAS. Die letzte Folge bietet zweierlei. Einerseits ein wirklich gutes Ende. Reddington beginnt seine Angelegenheiten zu ordnen und sein Imperium zu verscherbeln. Dies begeistert erneut durch seine Genialität und berührt durch seine Charakterentwicklung. Der zweite Teil des Endes ist eine Enttäuschung mit der die meisten wohl gerechnet haben. Es gibt keine Erklärung, keine Lösung, kein gar nichts, zu seiner Identität. Seine Identität, seine Beziehung zu Elisabeth Keen, Reddingtons Motive zu handeln - und das ist entscheidend - wurden nicht aufgelöst. Die Serie endet ohne die offenen Fragen zu beantworten.
Entweder hatten die Serien-Schöpfer von Anfang an keinen Tau wohin sie die die Geschichte entwickeln werde oder Sie sind Sadisten. Eine 11. Staffel wird es nicht geben, Reddingtons Abschied ist endgültig. Welch eine Schande diese großartige Serie nach 10 Jahren so enden zu lassen.
Mir reichts, ich schau wieder Magnum
Andi Bauer
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