Meine erste (musikalische) Liebe - Falco
Meine erste Liebe in der Musik war Falco. Zugegeben, angefangen hat es mit Abba und Boney M. Ich hatte leider keinen älteren Bruder zur Verfügung der mich als Jüngling mit Led Zeppelin, den Beatles oder den Stones vertraut machte. Die kamen dann später. Mein Vater liebte Oper und meine Mutter hörte kein Radio. Und wenn doch, waren es ABBA und Boney M die hängen blieben. Via Donauland (die Älteren können sich erinnern) wurden in den frühen 80er Jahre die ABBA-LPs geordert. Und dann kam der Falco. Ich sah ein Video vom "Kommissar" im Fernsehen. Das Lied hab ich nicht verstanden aber der Sänger hat mich fasziniert.
(4) Falco - Der Kommissar (Official Video) - YouTube
Sowas von cool und noch dazu ein Österreicher. Falco vereinte das wienerische mit dem globalen. Er verbrüderte Arroganz mit Schmäh und er war größer, lässiger und schlauer als alle anderen österreichischen Popstars. Selbst Opus mit ihrem Welthit "Live ist Live" wirkten im Vergleich zu Falco wie eine Schlagertruppe die beim Welser Volksfest auftritt. Aber auch international begeisterte der Wiener. Falco war der charmante Schlawiner um den uns die Deutschen bis heute beneiden. Westerhagen, Nena und Grönemeyer wirkten im Vergleich wie spießige Bildungsbürger. Auch Falco nahm seine Musik ernst, aber den ganzen Zirkus drumherum nicht allzu ernst und hatte die Selbstironie, die den deutschen Stars fehlte. Der "Piefki" muss immer als richtig machen, während der "Ösi" auch mal "patschert" stolpern darf. Falco stolperte oft.
"Einzelhaft", das Debüt-Album von Falco hab ich mir 1982 gekauft. Es ist und bleibt sein bestes Album. Der Nachfolger "Junge Römer" ist teurer, eleganter, geschliffener und glänzender. Dennoch, "Einzelhaft" hat die besseren Songs und den Verve eines Debüts mit dem niemand in Österreich gerechnet hat. Die damalige Musiklandschaft bestand aus Volksmusik und Betroffenheitspop zwischen Ambros und Danzer. Falco wirkte wie ein Komet von einem anderem Universum der in unserem Land eingeschlagen ist. Seine Lieder schienen nirgendwo hinzupassen und gehörten dennoch unmittelbar zu Wien und dem deutschsprachigen Europa, als ob sie schon immer dagewesen sind.
Zwei Singles wurden von Einzelhaft ausgekoppelt und liefen nahezu ununterbrochen zwischen 1982 und 1983 in den deutschsprachigen Radios. "Der Kommissar" und "Maschine brennt". Das Album bietet mehr als die Hits, viel mehr. Beginnend mit dem groovigen Opener "Zuviel Hitze" wirkt die Platte wie ein Magnet und lässt nicht mehr los. Auf dem "Kommissar" folgt das gehetzte "Auf der Flucht", das wohl auch das politischste Lied des Falken ist. Das anarchische "Nie mehr Schule" ist heute Allgemeingut, wie auch die Hymne "Helden von Heute". Ein weiterer Höhepunkt ist das nihilistische "Ganz Wien". Alles Hits. Falco hätte sechs oder sieben Singles auskoppeln können.
Das dritte Album Falco 3 hatte dann mit "Rock me Amadeus", "Vienna Calling" und "Jeanny" drei Welthits. "Amadeus" war sogar Nummer Eins in den USA und GB. Dennoch war das Album (musikalisch) schwach und hatte ohne der genannten Hits und dem schlawinerhaften "America" wenig zu bieten.
Der Nachfolger "Emotional" schaffte die noch die Nummer 1 der Albumcharts in Deutschland und Österreich. Ein (letztes) tolles Album mit viel Gefühl, sehr persönlichen Texten und verführerischen Melodien. Danach ging es leider abwärts. "Wiener Blut" von 1988 war zerfleddert und schwach. Falco musste seine Hallentournee, wegen zu wenig verkaufter Tickets absagen. 1990 folgte "Data de Groove" und war ein Fiasko, die Platte versuchte auf den Elektrozug aufzuspringen und floppte gnadenlos. Selbst der einstige Hitproduzent Robert Ponger konnte die schwachen Songs nicht retten. "Nachtflug" wurde 1992 zum kleinen Comeback. Die Single "Titanic" und das Album erreichten die Top Ten in Österreich. Falco tourte durch Österreich und Deutschland, spielte jedoch in kleinen und mittleren Hallen. Die bisherigen 10.000er Hallen wurden durch kleinere Spielstätten ersetzt. In Wien im Bank Austria Zelt (2000 Besucher), in Linz im Posthof , sowie in Purkersdorf und Wiener Neustadt. Heute schwer vorstellbar, dass Falco in einem derart kleinen Rahmen tourte.
1993 folgte ein letzter Höhepunkt. Falco spielte auf der Donauinsel ein umjubeltes Konzert vor 150.00 Besuchern, welches 10 Jahre später auf CD und DVD erschien. Jedoch, das sollte erwähnt sein, handelte es sich um Gratiskonzert im Rahmen des Wiener Donauinselfestes. Somit spiegelt die Anzahl der Besucher, nicht die damalige kommerzielle Bedeutung des Künstlers wieder. Falco hatte in den 90er Jahren keine Hits und verkaufte fast keine Platten. Er lebte von den glorreichen 80er Jahren.
Angewidert von der deutschsprachigen Presse zog sich Falco Mitte der 90er Jahre auf die dominikanische Republik zurück und arbeitete jahrelang an seinem Comeback. "Egoist" sollte das Album heißen und Ende 1997 erscheinen. Dazu kam es nicht. Im letzten Moment zog der Perfektionist die Platte zurück, weil er nicht zufrieden war. Drei Wochen nach seinem Tod im Februar 1998, verwendete seine Plattenfirma die ungeliebten vorliegenden Aufnahmen und stückelte ein Album mit dem Titel "Out Of The Dark" zusammen. Über 2,5 Millionen CDs wurden damals in Europa verkauft.
Am 6. Februar 1998, vor 25 Jahren, starb Hansi Hölzel bei einem Autounfall in der dominikanischen Republik. Hätten all jene Musikhörer und Journalisten, die danach Fans wurden, im dieselbe Wertschätzung zu Lebzeiten entgegengebracht, wäre er vermutlich gar nicht ausgewandert.
Falco meinte bereits in den 80er Jahren lakonisch: "In Österreich musst du sterben, damit du geliebt wirst"
Weder vorher noch nachher hat Österreich einen vergleichbaren Popstar hervorgebracht.
Falco wird immer noch schmerzlich vermisst.
(4) Falco - Emotional (Official Video) (HD Version) - YouTube
Andi Bauer
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