Besser als Springsteen.....John Mellencamp mit Scarecrow
1985 war ein durchwachsenes Jahr für die Rockmusik. Pop blühte auf mit den Pet Shop Boys, Sting, Tears for Fears, Depeche Mode, Prince und A-Ha. Währenddessen schien Rock zu stagnieren oder wanderte verstärkt Richtung Hard Rock. Ein Jahr zuvor, Im Juni 1984 haute Bruce Springsteen "Born in the USA" raus. Eine Tour die 18 Monate lang die Stadien der Welt bespielte und sieben Top Ten Singles sorgten dafür, dass das Album auch das Jahr 1985 dominierte. Die siebte und letzte Single "My Hometown" wurde im November 1985 veröffentlicht. Es gab wenig Platz neben dem "Boss" in diesem Jahr. Und dennoch hat John Mellencamp fast unbemerkt 1985 das beste Rock-Album des Jahres veröffentlicht. "Scarecrow" ist auch das beste Album des Künstlers in seiner mittlerweile 23 Studio-Alben umfassenden Discographie.
Vom Debüt Album 1976 bis zu "Uh Huh" (heißt wirklich so) von 1983, pendelte Mellencamp zwischen Pop & Rock. 1981 erreichte er mit seinem Album "American" Fool sogar den Platz 1 der US-Charts und verweilte dort für 9 Wochen. "Jack and Diane" war damals die Nummer 1 Single. "Heartland-Rock" nannte die Musikpresse die Lieder, da sie aus dem Herzen Amerikas zu kommen schienen. Nach Europa sind diese Lieder erst viel später gedrungen. Bei späteren Alben flirtete Mellencamp mit Country, Folk & Blues. Sogar Elektronik ließ er Ende der 90er Jahre, nicht sehr erfolgreich, in seine Lieder einfließen.
"Scarecrow" flirtete mit Nichts und Niemanden. "Scarecrow" ist Rockmusik, Rock mit Rock sogar ohne Roll oder irgendwelche Mätzchen. Die Lieder sind geradlinige Rocksongs von einer Band dargebracht die nie wieder so tight, scharf und dynamisch gespielt hat wie zu dieser Zeit. Hier ist kein Gramm Fett zu viel. Mellencamps Gesang ist voller Leidenschaft, Zorn und Energie. Die Gitarren treiben und der Bass pumpt, aber es ist das Schlagzeug welches die Lieder dominiert. Eine unvergleichliche Kraft setzt sich hier frei. Das Schlagzeug treibt die Lieder vor sich her als ob es gilt der Apokalypse zu entkommen. Ich kenne keinen vergleichbaren Schlagzeug-Sound. Pure Energie.
Das Album hat 12 Lieder und es ist kein einziger Füller dabei. Sechs Singles wurden ausgekoppelt. Drei davon wurden Hits - in den USA.
Das dynamische und vor Kraft kaum laufen könnende, "R.O.C.K. in the USA".
(30) John Mellencamp - R.O.C.K. In The U.S.A. (A Salute To 60's Rock) - YouTube
Die Ode an die Kleinstadt "Small Town" ist ein Meisterstück und mittlerweile ein Klassiker.
(31) John Mellencamp - Small Town (Live at Farm Aid 1987) - YouTube
Der dritte Hit war die dynamische Ballade "Lonely all night". Und selbst da knöppelt das Schlagzeug als gelte Dämonen auszutreiben.
(29) John Mellencamp - Lonely Ol' Night - YouTube
Um den Geist der Platte erfassen zu können ist es hilfreich Mellencamps Geschichte zu kennen. Der Musiker wuchs in Bloomington / Indiana auf. Eine Kleinstadt im mittleren Westen der USA. Zwischen riesigen Feldern, Farmen und hart arbeiteten den Landwirten. Mellencamps Großvater starb 1983. In einer Zeit in der die Farmen um im herum "starben". Er beschreibt dies im Schlüsselsong "Scarecrow"
"Grew up like my daddy did, my grandpa cleared this land
Blood on the plow
This land fed a nation
This land made me proud"
Couldn't buy the seed to plant this spring and the Farmers' Bank foreclosed
And 97 families who lost 97 farms
My neighbors and my name
Some nights I feel like dyin'
Like that scarecrow in the rain"
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