Ein apokalyptisches Inferno .....und das ganz ohne Olaf
Alan & Olaf Die Männer-WG Logbuch-Eintrag: Neunzehn
Es war Freitag Abend und Alan plante ein Konzert in einem Club zu besuchen. Er kannte weder die Band, noch die Musik, jedoch einen der Musiker. Kenny war quasi der "Schwager in spe" und somit war die Veranstaltung eine "Family-Affair". Alans logische Frage, was es denn für eine Musik sei, die es zu erwarten gäbe, folgte die typische Antwort eines Musiker: "Kann man nicht beschreiben, wir spielen eigenes Zeug und ein paar Coverversionen". "A-ha", dachte Alan, "ein Überraschungsei, Warum nicht". Da es leider keine Youtube-Videos der Recken gab, übermittelte der Schwager via Whattsapp ein kurzes Soundfile. Das klang dann so als ob jemand ein Dutzend Katzen in einen Sack gestopft hätte und diesen herumschleudern würde. Alan war sich sicher das es sich hierbei um einen technischen Defekt handelt oder es an einem Übertragungsfehler liegt. Wahrscheinlich eine Whattapp-Störung. NIEMAND spielt so eine Musik. Ein Irrtum wie sich einige Stunden später beim Auftritt der Band herausstellen sollte.
Die Liebste wollte natürlich auch mitkommen. Erstens mag Sie den Schwager und überhaupt ist Sie offen für Neues. Der Jazzclub war heimelig und übersichtlich. Die herumstehenden Personen setzten sich aus Clubbesitzer, Kellnern und Freunden und Familien der Musiker zusammen. Das für 20 Uhr angesagte Konzert begann pünktlich um 20:45 Uhr. (In der Fremdenlegion des Rock n`Roll eine normale Toleranzeinheit).
Drei Mann hoch zählte die Band, die gemütlich auf die Bühne schlenderte. Schlagzeug, Gitarre und Saxophon umfasste die musikalische Grundausstattung. Und dann, ohne Begrüßung, eintakten oder irgendeine Vorwarnung brandete eine Klangwelle über die Clubgäste. Von einer Sekunde auf die Andere hörten die wenigen Besucher auf sich zu unterhalten. Niemand wagte es mehr in sein Glas zu starren. Die Blicke waren wie hypnotisiert auf die Bühne gerichtet. Dutzende Gehirne versuchten verzweifelt den Lärm zu erfassen und zu verarbeiten, der sich über die Ohren in alle Bereiche des Körpers ausdehnte.
Der Schlagzeuger, mit dem Look und Style eines Buchhalters bewies erneut das es stimmt was man schon lange vermutet. In den Katakomben der Lohnverrechnung sind besonders grausame Menschen zugange. Der Mann prügelte in seine Felle als ob es galt die Sünden der Menschheitsgeschichte abzuarbeiten. Flankiert wurde er von einem baumlangen Gitarristen der aussah wie ein Adam Driver Stuntdouble (Star wars 7-9). Statt eines Laserschwerts schwang er eine sehr tief gestimmte Gitarre und pflügte damit durch die Tonleiter. Er verursachte damit ähnlichen Schrecken wie seine Kollege aus den Star Wars Filmen.
Bei Schlagzeug und Gitarre war zumindest ein gewisser Rhythmus erkennbar. Dieser wurde jedoch durch den Herrn Schwager mit seinem Saxofon in alle Teile zerschossen und zerstückelt. Der Mann wippte lässig vor und zurück während er sein Gerät blies als gelte es die Apokalypse einzuleiten. Die Musik verweigert sich jeglicher Beschreibung und es gibt auch keine Schublade in welcher dieses Ungetüm Platz finden würde. Der Autor dieser Zeilen hat schon viel Musik gehört und würde das ganze (vorsichtig) als Free-Jazz mit einer sehr lauten Dosis Hardcore (ca. 1982) einordnen. Die ersten vier Lieder waren noch instrumental. Dann gab es sogar Gesang. Dieser wurde vom Mix zur Unkenntlichkeit verschüttet und war schlicht nicht zu verstehen. Laut Schwager, kein technisches Gebrechen, sondern eine gewollte Aktion.
Angeblich wurde "Das Modell" von Kraftwerk dargeboten. Obwohl der Blogmaster das Lied kennt und auch die Platte im Schrank stehen hat, erkannte er zu seiner Schande die dargebotene Version nicht. Es ist langer Weg von einem kühlen Techno-Pop-Lied zu einer improvisierte Hardcore-Jazz-Version zu gelangen. Erkannt wurde jedoch mit Freuden das nachfolgende Lied. "Wicked Game" wurde von der Band genüsslich durch den akustischen Fleischwolf gedreht. Das war es dann wohl mit Schnulze. So will Chris Isaak sein Lied sicher nicht zurück.
Nach 30 Minuten war der Höllenritt vorbei. Die Liebste war begeistert. "Mal was Anderes", meinte Sie. Selten wurden wahrere Worte gesprochen. Auch Alan freute sich über das außergewöhnliche Konzerterlebnis und würde es jederzeit wieder tun die Band live zu erleben. Wenige Minuten später folgte der Auftritt einer weiteren Band. Diese klang wie eine Prince-Cover-Band. Leider spielten sie keine Prince Songs, sondern gaben den eigenen Liedern den Vorzug. Die waren zwar ein Spur freundlicher als das musikalische Massaker der Vorgänger aber weit nicht so originell. Nach fünf Liedern beschlossen Alan und die Liebste in die kühle Nachtluft zu gleiten und den Abend mit Stille ausklingen zu lassen.
Und dennoch steht die große Frage noch im Raum. Quasi der riesige weiße Elefant.
Wo ist Olaf?
Nun, Olaf ist im Stress. Wieder mal. Die diplomatischen Beziehungen zu China wurden wegen unüberbrückbaren Differenzen abgebrochen. Derzeit ist Olaf in Uganda, aber das ist eine andere Geschichte.
Denn, die Ohren pfeifen immer noch.
Andi Bauer
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